Den A. Geber, einen sehr bekannten und dem Limited Mag vom Herzen verbundenen Skateboardphotograph, habe ich zum letzten Mal irgendwann am späten Samstagnachmittag – 02. Juli 2016 – gesehen. Er flimmerte mir kurz auf meinem Monitor im ProSieben Fun Studio entgegen und beglückte mich mit einem Gesichtsausdruck, der vor Leere nur so strotzte.
„Ey A. Geber, mach’ mal ein dummes Gesicht!“
Man sagt das schneller, als man sich dafür schämen kann – trotz des wirklich dummen Gesichts. Und irgendwo wusste ich, dass irgendwo hinter diesem völlig entrückten Gesichtsausdruck der Plan heranreifte, den Artikel über SLS München irgendwohin zu delegieren, wo er quasi über Nacht entsteht. Mein Unterbewusstsein hörte mein Handy klingeln, sozusagen. Und drei Tage später hörte ich es dann auch.
Tach David. Wie war München?“
Teile meiner Antwort hätten nicht enthalten dürfen: „Meine Kollegen haben mich dann gegen 0:30 Uhr an der U Theresienstraße rausgelassen, und von da wollte ich zu Robinson, oder zur SLS Party im Paradiso. Die U war aber so voll, dass ich da gar keinen Bock drauf hatte. Also fuck it, drei Kilometer latschen, passt schon. Denkste. Direkt an der nächsten Ecke steht eine Gruppe vor einem Restaurant. Ich denke: „Haja, Fußballfans.“ Und dann stehe ich vor Evan Smith und dem kompletten Nike SB Team, komplett mit Trophäe und einem Sitzplatz im Van gen Club. Marcel Feldmann hat mich einfach auf den letzten freien Platz verfrachtet. Mordszufall.“
„Haha, geil. Hast du Lust, den Artikel zu schreiben? Genau so was wollte ich da drin haben.“
Scheiße, reingefallen. „Aber A. Geber“, habe ich mich bemüht am Telefon zu entkommen, „ich war gar nicht in der Halle, ich war den ganzen Tag im Studio!“ – ich verbrachte den Contest, gute 20 Minuten vom Olympiapark entfernt, in einem mit Scheinwerfern, Kameras, Bildschirmen und Nico Zacek vollgestopften, ausgesprochen schlecht klimatisierten Raum und kommentierte das SLS Geschehen von dort. „Perfekt! Ich will einen Artikel im guten, alten Limited Stil. Drei Sätze über SLS, Rest Geschichten.“
„Dann willst du auch die Geschichte mit Evan beim Schloss?“
„Was war da los?“
„Mein Kollege Nico hat Evan Smith beim SLS Barcelona gefragt, was er denn gerne mal in Deutschland machen oder sehen würde, wenn er etwas Freizeit hat. Evan hat sehr schnell „Eine Burg sehen!“ geantwortet – mit leuchtenden Augen. Und Nico so: „Gut, machen wir.“ Das Interview haben wir Anfang Juni(?) ausgestrahlt und dabei das Publikum gefragt, was wir noch mit ihm machen sollen. Da kamen viele gute Vorschläge, leider haben wir aus Zeitgründen keinen davon beherzigen können. Ritteressen mit Evan Smith könnte bestimmt Einiges… Wie auch immer, jedenfalls war irgendwie nicht klar, ob wir das überhaupt alles hinbekommen.
Ich habe dann am Dienstag vor SLS auf dem DC Event in Berlin mit Evan moderiert und mich natürlich auch erkundigt, wie es denn mit dem Burgbesuch aussieht. „Donnerstag!“ war die Antwort, und da war auch direkt wieder der Kinderblick. „Ich habe mein Zelt mit, ich will da campen!“ Davon wussten die ProSieben Fun Leute in dem Moment noch nix, deshalb wurde es im Endeffekt auch nur Nymphenburg von Außen (für Innenaufnahmen wollen die richtig mies Papierkrieg und Geld), und nicht Neuschwanstein mit dem Raketenrucksack.
So oder so fand Evan die ganze Aktion ziemlich Klasse, und wir haben uns zwei, drei Stunden im Schlosspark herumgetrieben, mit Stummeln herumfummelnd. Evan hat immer eine Super 8 Kamera und eine analoge SLR dabei und dokumentiert fleißig. Ein sehr inspirierter Mann mit vielen Visionen. Oder Vollgas Lebensliebhaber. Je nachdem. Dieses Leben lieb haben brachte ihn später noch in Kontakt mit den bayerischen Ordnungshütern. Man kann und sollte in Münchens Innenstadt halt nicht so offen kiffen, wie man das in Hamburg, Berlin, Bremen, Köln, Hannover, Frankfurt, Bad Honnef und Bünde machen kann. Und wenn man Glück hat, dann kostet einen die Tatsache, dass man gerade mit sieben Fuffi-Packs Weed in München erwischt worden ist – alle hatten ihr Zeug bei Evan im Rucksack gebunkert – nur 400 Euro. Wäre Evan bayerischer Staatsbürger gewesen, er wäre schnurstracks als Dealer in den Knast gewandert und ein SEK hätte seine Wohnung auf den Kopf gestellt.“
Was zur Hölle… Warum ich ihm das erzählt habe, ich weiß es nicht. Damit kam ich aber auch nicht mehr aus der Nummer raus. Und du auch nicht.
„Hat er denn gezeltet?“
„Keine Ahnung. Als ich Sonntag früh aus dem Club gekommen bin, stand bei der Eisbachwelle ein Zelt, aber es war keine Farbe dran, kann also nicht Evans Zelt gewesen sein. In Berlin hat er an der Spree gezeltet, da hat ihm morgens um sechs Uhr irgendein betrunkener Skater mit einer gefundenen Dose das Zelt gebombt, und Evan so rechtzeitig zum Regen mit den Dämpfen geweckt. Als Evan verwirrt aus seinem Zelt gekrabbelt kam, hat sich der Künstler wohl ordentlich erschrocken. Er durfte sein Werk aber vollenden. They hugged it out.“
Schon ein geiler Typ, dieser Evan Smith. Macht, was er will, und kommt damit durch. Dementsprechend erlebt der in 48 Stunden Deutschland dann halt auch drei dope Anekdoten. Was das für 1 Life ist? Lit. Sagt man jetzt so, von Twitter her.
Ich schreib’ dann mal…
Photos: Faby Reichenbach & Thomas Gentsch
Text: David Luther