Mit fettem „Aix-la-Chapelle“-Tattoo auf dem Unterarm und Hosen auf halb 8 kam er so oft daher. Jeder in Deutschland kannte Samuel Beyer oder auch „Sam“, wie man ihn gerne nannte. Manch einer persönlich, der Andere wiederum über diverse Stories, die sich so schnell wie ein Waldbrand verbreiteten. So eilte Sam’s Ruf ihm auf alle Fälle voraus. Als ständiger Gast bei diversen Contests und vertreten in der Skateboard-Medien Welt, galt er durch seine reale Art als polarisierende Person in ebendieser. Some love him, some hate him. Hand auf’s Herz, Sam war alles andere als eine einfache Person, mit der man Abend gemütlich ein Bier trinkt und er konnte auch gerne mal ungemütlich werden, wie wir alle eben mal. Das Alles überschattet aber das, worauf es Sam immer ankam. Es sollte alles immer korrekt sein. Abseits von allem war eine Sache klar – Sam hatte auf jeden Fall das Herz am richtigen Fleck. Durch etliche Touren mit ihm kann ich das bestätigen, obwohl es manchmal nicht so einfach mit ihm war und es durchaus zu grenzwertigen Situationen kam. Jahr für Jahr auf Tour in Barcelona und es machte sich im Laufe dieser Zeit bemerkbar, dass irgendwas nicht mit ihm stimmt. Irgendwas bohrt in seinem Kopf. Irgendwas lenkt ihn ab, beschäftigt ihn so krass, sodass er versuchte dieses schlechte Gefühl zu betäuben. Skateboarding war das Pflaster für die Wunden. Es war gutes Gefühl ihn auf dem Board stehen zu sehen. Es war auch offenstichtlich ein gutes Gefühl für ihn, keine Frage. Mit breitem Grinsen wurden die sw Hardflips auf dem Macba-Boden gedropped! Aber irgendwann franzt dieses Pflaster aus und man braucht etwas neues, etwas Stärkeres, um die Wunde zu verschließen. Irgendwann vergeht auch die Hoffnung und der Wille, ob man jemals ein so starkes Pflaster finden wird. Aber Sam ist schon immer seinen eigenen Weg gegangen. Das weiß jeder, der ihn kennt. „Ey, lass misch ma machen, Au huur!“ – gerade jetzt hab ich Sätze wie diesen so klar im Kopf wie nie. Es ist schwer zu begreifen und es macht mich gleichzeitig wütend. Es war und ist nicht immer leicht. Es hätte nicht sein müssen!
Wir bedauern sehr, dass uns Sam nun mit 32 Jahren verlies.
Es ist alles andere als einfach ein Gespräch einzufordern, wenn man weiß, seinem Gegenüber geht es beschissen. Man ist beiderseits unsicher, ob man nicht auf Unverständis trifft, ob es einen angeht, ob man überhaupt helfen kann, die Angst man werde verurteilt oder man traut sich schlicht und ergreifend nicht. Es fühlt sich auch nicht leicht an, diese Verwundbarkeit zu zeigen, sich jemandem zu öffnen, dabei bricht hier aber keinem ein Zacken aus der Krone! Das alles ist menschlich und Menschen sind nun mal verwundbar, ob man sichs eingehsteht oder nicht.
Wenn es dir psychisch nicht gut gehen sollte, dann rede verdammt nochmal mit jemandem darüber. Wer das ist, ist erstmal nebensächlich. Trau dich. Versuch dich zu öffnen, wenn du Probleme hast. Es ist leichter gesagt als getan, das weiß ich, aber ein Versuch ist es allemal wert!
Sprecht miteinander!
Already a Legend – Rest in Peace
Samuel Beyer
1987 – 2020